Oliver Drechsel, Jahrgang 1973, ist einer der vielfältigsten Pianisten seiner Generation: Neben Konzerttätigkeit und einem Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Tanz Köln ist er auch mit solistischen und kammermusikalischen CD-Einspielungen, als Autor musikalischer Schriften, Herausgeber wissenschaftlicher Noten-Editionen, künstlerischer Leiter zweier Konzertreihen sowie auch als Komponist erfolgreich.
Ausgezeichnet als „Best of NRW“-Pianist, widmet sich Oliver Drechsel seit vielen Jahren vor allem intensiv der Kammermusik, zum Beispiel im „Klaviertrio Köln-Weimar“ mit Dagmar Spengler und Gernot Süßmuth (Solocellistin und Konzertmeister der Staatskapelle Weimar), als „Liaison extraordinaire“ mit Christoph Lahme (Harmonium) oder im Duo mit Berthold Große (Solofagottist Königliche Oper Stockholm).
Für einen Pianisten seines Jahrgangs hat Oliver Drechsel eine Vielzahl bemerkenswerter CD-Veröffentlichungen vorgelegt. Die Bandbreite seiner Einspielungen, die größtenteils Welterstaufnahmen sind, reicht dabei von klassischer und romantischer Klaviermusik bis hin zum 1918 geborenen Komponisten Jürg Baur, mit dessen Gesamtwerk für Klavier Oliver Drechsel 1998 sein CD-Debut gab und den Förderpreis des Rheinischen Kulturpreises erhielt. Ein Schwerpunkt ist dabei die Aufnahme von Klaviermusik des 18. und 19. Jahrhunderts auf historischen Originalinstrumenten der Sammlung Dohr (www.pianomuseum.de), z.B. des Klavierwerks von Friedrich Kiel auf einem oberschlägigen Hammerflügel von Theodor Stöcker, wie ihn Kiel selbst besaß. Für die Einspielung von Vol.1 des Klavierwerks von Johann Christian Heinrich Rinck erhielt Oliver Drechsel den Stern des Monats 6/2003 der Zeitschrift FonoForum, außerdem waren diese CD sowie Vol.2 Teil des Sonderpreises des Deutschen Musikeditions-Preises 2004. Auch das heimische Rheinland ist dabei ein Schwerpunkt mit Komponisten wie Johann Wilhelm Wilms, Christian Gottlob Neefe und Ferdinand Hiller.
Als Autor musikalischer Schriften beschäftigte sich Oliver Drechsel mit Leben und Werk von Jürg Baur („Das Klavierwerk“, „Werkverzeichnis“), im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte gab er bislang als wissenschaftliche Noteneditionen im Rahmen der renommierten Reihe „Denkmäler rheinischer Musik“ mehrere Bände mit den Klavierwerken von Johann Wilhelm Wilms, Christian Gottlob Neefe und Ferdinand Hiller – ergänzt durch eine CD-Einspielung einiger dieser Werke auf einem Instrument der Zeit – heraus.
Als Komponist erhielt Oliver Drechsel 1997 und 2007 den 1. Preis des Internationalen Kompositionswettbewerbs Siegburg, 2013 dort den Sonderpreis des Vereins der Humperdinck-Freunde für seine „Hänsel und Gretel“-Fantasie für zwei Violoncelli. Seine Komposition „Der Urton“ für Streich- und Bläserquintett nach gleichnamigem Gedicht von Chr. Morgenstern wurde durch Mitglieder des Gürzenich-Orchesters Köln in der Kölner Philharmonie erfolgreich uraufgeführt. 2018 entstand auf Einladung der Bonner Pianistin Susanne Kessel „Dreaming of E.“ zu deren internationalem Kompositionsprojekt „250 piano pieces for Beethoven“. Zahlreiche seiner Kompositionen sind in den Editionen Dohr (Köln), Schottstädt (Mainz) und Hofmeister (Leipzig) verlegt.
Seine musikalische Ausbildung mit frühen Wettbewerbserfolgen erhielt Oliver Drechsel bis zur Hochschulreife von seiner Mutter, der Konzertpianistin Ruth Drechsel-Püster, anschließend studierte er Klavier an der Hochschule für Musik Köln bei Roswitha Gediga-Glombitza und in der Meisterklasse von Pavel Gililov bis zum Konzertexamen (über das der zuständige Dekan Klaus Oldemeyer schrieb: „Das Konzertexamen des Pianisten Oliver Drechsel hat sich mir unauslöschlich eingeprägt: gehörte es doch nach meiner Einschätzung zu den künstlerisch eigenständigsten, niveauvollsten und überzeugendsten Veranstaltungen dieser Art an unserer Hochschule überhaupt“). Meisterkurse bei Karl-Heinz Kämmerling, Peter Feuchtwanger und dem Alban-Berg-Quartett rundeten seine künstlerische Ausbildung ab.