Abschlusskonzert des Festivals
Das Abschlusskonzert ist der Kammermusik der ukrainischen Komponisten Vasyl Barvinskyj und Borys Ljatoschynskyj gewidmet. Ihre Werke verbinden nationale Besonderheiten mit universellen Themen und Gefühlen.
Vasyl Barvinskyj (1888-1963)
Klavierquintett g-Moll
Im Anschluss erklingt das Klavierquintett in g-Moll des ukrainischen Komponisten Vasyl Barvinskyj. Barvinskyj, geboren 1888 in Ternopil (damals Teil des österreichisch-ungarischen Reiches), ist eine zentrale Figur der ukrainischen Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Er studierte am Lyiv Konservatorium sowie in Prag bei Vitezslav Novák. Sein kompositorisches Werk, das gelegentlich Einflüsse des Impressionismus zeigt, basiert oft auf ukrainischen Volksmelodien und enthält Elemente des Minimalismus. Barvinsky war nicht nur Komponist, sondern auch ein bedeutender Pädagoge, der schließlich eine Professur am Lyiv Konservatorium innehatte.
Das Klavierquintett in g-Moll ist ein Werk, das von der Tragik und dem Unrecht der stalinistischen Repressionen geprägt ist. Barvinskyj wurde 1948 verhaftet und zu zehn Jahren Haft verurteilt, während der Großteil seiner Manuskripte auf Anordnung des Regimes zerstört wurde. Nach seiner Freilassung im Jahr 1958 widmete er sich der mühsamen Rekonstruktion seiner verlorenen Werke. Das g-Moll Quintett, ursprünglich um 1912 komponiert und Mikola Lysenko gewidmet, gehört zu diesen rekonstruierten Werken. Es wird angenommen, dass das Quintett zu Ehren von Lysenko, dem „Vater der ukrainischen Musik“, geschrieben wurde und den späten romantischen Stil widerspiegelt.
Das erste Satz des Quintetts, Grave, quasi sospirando, beginnt mit einem langsamen, elegischen Thema, das von den Streichern allein gespielt wird und eine folkloristische Färbung besitzt. Dieses Thema zieht sich durch alle Teile des Satzes und erfährt jedes Mal eine andere Behandlung. Sobald das Klavier einsetzt, verändert sich das Tempo und die Stimmung schlagartig: Das Allegro non troppo ed inquieto bringt eine unruhige und turbulente Atmosphäre, die sich jedoch immer wieder beruhigt. Die zweite Sektion des Satzes wechselt zwischen kraftvollen Klaviereinwürfen und lyrischen Antworten der Streicher. Das Werk endet in einer diffidenten, aber zugleich sehr lyrischen Melodie, die erneut von den Streichern präsentiert wird. Das unvollständige zweite Largo sostenuto setzt die elegische und fast funebrale Stimmung des ersten Satzes fort, wobei Barvinskyjs ursprüngliches Thema in erweiterter Form wiederkehrt. Es bleibt jedoch unklar, ob Barvinskyj den Satz vollenden konnte oder ob er durch seine Inhaftierung daran gehindert wurde. Dieses Quintett ist ein tiefes, persönliches Zeugnis des Lebens und der Schicksalsschläge des Komponisten.
Borys Lyatoshynskyj !895-1968 : Ukrainisches Quintett, op. 42
Den Höhepunkt des Abends bildet das Klavierquintett op. 42, von Borys Lyatoshynskyj. Das Werk, das 1942 unter den schwierigen Bedingungen der Evakuierung entstanden ist, reflektiert die Nostalgie und Sehnsucht des Komponisten nach seiner Heimat. Trotz der dramatischen Umstände, unter denen es geschrieben wurde, strahlt das „Ukrainische Quintett“ eine unerschütterliche Kraft und Einheit aus, die die Dunkelheit des Krieges überwindet. Lyatoshynskyjs Meisterwerk zeichnet sich durch eine tief emotionale Intensität und technische Perfektion aus, die es zu einem der bedeutendsten Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts macht.
Das Ensemble „Phoenix“ und die Pianistin Violina Petrychenko werden an diesem Abend die Werke mit einer tiefen Verbindung zur historischen und kulturellen Bedeutung der Musik interpretieren. Lassen Sie sich entführen in die faszinierende Welt der europäischen und ukrainischen Kammermusik.
Genießen Sie diesen Abend der Musik, in dem Vergangenheit und Gegenwart, nationales und universelles zusammenfließen. Das Quartett "Phoenix" und die Pianistin Violina Petrychenko entführen Sie in die facettenreiche Welt ukrainischer Kompositionen.
Viel Vergnügen beim Zuhören!
Neumarkt 30
50667 Köln
Vasyl Barvinsky Klavierquintett
Borys Lyatoshynsky Klavierquintett